Wie wir uns über gute Lebensmittel freuen können, Bauernhöfe keine Fabriken werden und was sich dafür ändern muss
Autor: Toni Hubmann
Verlag: echomedia Buchverlag
Umfang: 144 Seiten
Kurzinformation zum Buch
Als Toni Hubmann vor gut 20 Jahren mit »Toni’s Freilandeier« begann, wurden Legehühner in der Regel einzeln, in viel zu engen Drahtkäfigen gehalten. Ein absolut tierunwürdiger Zustand. Nicht zuletzt unter dem Eindruck der von ihm praktizierten Freilandhaltung wurde die Käfighaltung in Österreich über die Jahre sukzessive abgeschafft.
In dieser Zeit hat sich Toni Hubmann häufig mit Tierschützern an einen Tisch gesetzt, die Gründung einer Kontrollstelle für Nutztierhaltung initiiert und sich dabei stets die Wünsche seiner Kunden zu Herzen genommen. Seit er 2006 Gefahr lief, durch politische Beschlüsse im Zuge der Panik vor der Vogelgrippe sein gesamtes Engagement mit einem Schlage einzubüßen, macht sich Toni Hubmann verstärkt Gedanken darüber, wie gute Produkte zustande kommen, kleine Bauernhöfe statt Agrarfabriken weiterhin unsere Landschaft bereichern können und welchen Einsatz das von moderner Politik verlangt. Dieses Buch ist ihm sehr wichtig. Es ist sein Credo.
Leseprobe aus »Wie wir uns über gute Lebensmittel freuen können, Bauernhöfe keine Fabriken werden und was sich dafür ändern muss«
Kapitel 2
Warum ich etwas unternehmen musste
So komisch es heute klingt: Ich hatte ursprünglich gar nicht vor, selber Bauer zu werden. Und über das Glück von Hühnern machte ich mir die längste Zeit auch keine Gedanken.
Das begann erst viel später. Fernab von dem Bauernhof, auf dem ich aufgewachsen bin. Während der sechziger und siebziger Jahre. Im steirischen Glein. Wo die Welt insofern in Ordnung war, als sie noch auf vielen traditionellen Dingen beruhte. Die ich mir schon in meiner Kindheit immer sehr genau angesehen habe. Darunter auch den alten Hühnerstall, den meine Großeltern am Bauernhof stehen hatten.
Für mich gehörte es auch dazu, dass uns im Sommer Feriengäste aus der Stadt besuchten. Wegen der schönen Natur und wegen des guten Essens. Dem Hof war auch ein Gasthaus angeschlossen, das vorher hauptsächlich Holzarbeiter besuchten, die in der Gegend arbeiteten. Über Generationen galt die Glein nämlich als wichtiges Holzrevier. Zur Hochblüte hatte die Gemeinde rund 2.500 Einwohner, also viermal so viel wie heute. Auch bei meinem Großvater waren noch 20 Leute am Hof beschäftigt. Seit dem Wegfall der Holzwirtschaft samt ihren Arbeitsplätzen und des nun unerheblichen Fremdenverkehrs war aber vieles im Wandel.
Zu den Veränderungen, die ich selbst als Kind miterlebte, gehörte ausgerechnet der Bau eines größeren Hühnerstalls. Dann schon unter meinem Vater. Statt 150 hielten wir dort am Ende um die 8.000 Hennen. Anfang der siebziger Jahre modernisierte mein Vater mit meiner Mithilfe diesen Stall ein weiteres Mal. Das heißt, modernisieren erscheint mir rückblickend nicht so recht der passende Ausdruck dafür. Er stellte vielmehr den Betrieb von Bodenhaltung auf Käfighaltung um. Die Tiere hockten jetzt also hinter blitzblanken, verzinkten, rostsicheren Gittern. Das galt damals tatsächlich als modernste Errungenschaft für einen Bauern. Alles wird damit so angenehm für uns Menschen. Die Tiere flattern nicht mehr herum, können schön geordnet gehalten werden. Um ehrlich zu sein: Uns hat das ja auch gefallen. Früher war das immer so ein Durcheinander im Stall gewesen. Aber jetzt war es mit der Unordnung vorbei, die Hühner saßen die ganze Zeit brav in ihrem kleinen Kasterl drinnen. Alles war sauber und im rechten Winkel.
Unseren schön geordneten Stall sah ich dann für ein paar Jahre kaum noch von innen. Was daran lag, dass mich mein Lebensweg überhaupt vom Bauer-Sein oder Bauer-werden-Wollen wegzuführen schien. Lange glaubte ich auch, mein berufliches Glück würde später darin liegen, eine Stelle in der Verwaltung des Lagerhauses, bei der Genossenschaft oder der örtlichen Raiffeisenbank zu bekommen. So weit hatte mich meine bäuerliche Umgebung doch geprägt. Aber nach dem Abschluss der landwirtschaftlichen Mittelschule in Raumberg entschloss ich mich zu studieren. Und noch dazu gleich das, von dem ich in der Schule am wenigsten gehört hatte: Rechnen, Betriebswirtschaftslehre und Informatik. Ich dachte mir: Über Ackerpflanzen, Traktorfahren und den Bodenhaushalt weißt du nun ohnehin genug Bescheid, das musst du nicht etwa bei einem Agrarwirtschaftsstudium an der Universität für Bodenkultur noch einmal vertiefen. Also schrieb ich mich stattdessen 1977 in Wien an der Wirtschaftsuniversität für das Studium der Betriebswirtschaftslehre ein.
Den Eltern hat es erst nicht gefallen, dass ich zu studieren plante. Ihre Meinung war: „Wer studieren geht, verlernt das Arbeiten.“ Aber sie waren sehr fair gegenüber meinem Wunsch und haben mir letztendlich das Studium auch finanziert.
Mein Studentenleben begann nicht luxuriös. Mein Vater hatte mir einen alten VW Golf überlassen, in den es reinregnete, und für den kleinen Koksofen in unserer ersten Wohnung in der Sieveringer Straße holten ein Freund und ich jedes Mal mühsam mit dem Papiersack Nachschub vom Kohlenhändler.
Umgekehrt war es für mich schon ein Erlebnis, auf einmal auf einer vierspurigen Stadtautobahn zu fahren. Das hat mich unglaublich beeindruckt.
Und auch der erste Wiener Taxifahrer, der mich durch die geschlossene Fensterscheibe anbrüllte: „Depperter! Gscherter! Kannst du nicht Auto fahren?“, weil ich mich bei der Abfahrt von der Triester Straße auf den Gürtel falsch eingereiht hatte. Damit hatte ich als Neuankömmling vom Land echt ein Problem. Es war also durchaus ein Stress, der mir im Grunde aber sehr gut gefallen hat. Und auch meine Wohnsituation verbesserte sich mit der Zeit.
Während mir im BWL-Studium das Rechnungswesen weniger imponierte, entwickelte ich bald ein großes Interesse am Marketing. Das lag auch an Professor Fritz Scheuch vom Institut für Marketing-Management. Von ihm lernte ich, dass fast das ganze Leben unter dem Blickwinkel des Marketings betrachtet werden kann. Häufig wird ja Marketing mit Werbung verwechselt, das trifft es aber nicht. Du musst zuerst einmal ein gescheites Produkt haben, erst dann greifen mit Preis, Vertrieb und Kommunikation die weiteren Werkzeuge des Marketings. Um das zu verinnerlichen, kauten wir bei Professor Scheuch immer wieder und wieder die unterschiedlichsten Beispiele durch.
Das Fach Warenwirtschaft erschien mir ebenso wichtig. Dadurch lernte ich, ein ganz anderes Auge für die Produktwelt zu entwickeln. In der Sieveringer Straße gab es unmittelbar neben meiner Wohnung eine »Konsum«-Filiale. Dort habe ich mir etwa die Produkte in den Regalen immer ganz genau angeschaut. Was kommt neu dazu? Was kaufen die Leute, was nicht? Gibt es Trends? Gleich bei einer der ersten Vorlesungen wurde uns das gesagt, dass das für unser besseres Verständnis der Warenwirtschaft ratsam ist. Ich habe das sehr zu meinem späteren Vorteil auch wirklich beherzigt.
Meine Kollegen beim Studium ließen sich grob in zwei Gruppen einteilen. Die einen, aus offenbar bessergestellten Familien, kamen mit dem Anzug auf die Uni, und weil das nicht unbedingt auch mein Dresscode war, ging man sich aus dem Weg. Die anderen stammten meist aus Wiener Arbeiterfamilien, für die ich als Bauernbub zwar ebenso ein Exot war, mit denen ich mich aber sehr gut verstand. Wobei dazukam, dass wir uns manchmal gegenseitig fast bemitleideten. Ich wurde als armer Bauer gesehen, der in der Stadt der Schinderei auf dem Feld zu entkommen versucht. Während wiederum ich bei Lernbesuchen oftmals schockiert war, unter welchen beengten Verhältnissen die meisten meiner neuen Freunde wohnten. Unser großer Bauernhof, mit der Weite der Umgebung, war da schon etwas ganz anderes, das hatte ich vorher noch nie so gesehen.
Natürlich wurde auch viel über Ernsteres diskutiert. Aus den Seminaren wussten wir viel über volkswirtschaftliche Theorie, außerdem hatten wir auch interessante Grundelemente der Kritik am Kapitalismus mitbekommen. Über dessen Schwächen ließ sich hervorragend debattieren. Es macht mich ein wenig nachdenklich, wenn ich mich angesichts der Banken- und Wirtschaftskrise, die wir seit 2008 haben, an unsere damaligen Diskussionen erinnere. Weil für mich im Grunde damals schon klar war, dass es nicht das Um und Auf sein kann, nur nach Geld zu streben und das als edelstes Motiv hinzustellen. Auch wenn die Sozialdemokraten in Europa später selbst darauf einstiegen und ihre eigene Kritik am ungebremsten Kapitalismus größtenteils vergaßen.
Ein wenig anders waren die Treffen geartet, die ich mit meiner Cousine Ingrid und deren Freundeskreis hatte. Ingrid studierte an der Universität für angewandte Kunst, dementsprechend setzte sich auch ihr Umfeld aus Künstlertypen und ähnlichen Zeitgenossen zusammen. Statt kreuzbrav über neue Theorien der Betriebswirtschaft zu sprechen, wurde dort im Kaffeehaus bei Bier, Kaffee und Mehlspeisen oft bis zur Sperrstunde schwer philosophiert. Zu jener Zeit, Ende der siebziger Jahre, war besonders Umweltschutz ein Thema, Fragen der Lebensführung tauchten auf, ob es jetzt gescheit sei, in der Stadt viel mit dem Auto zu fahren, und dergleichen mehr. Weil ich aus einem völlig anderen Milieu kam, was sie von meiner Cousine her wussten, entbrannten oft heftige Diskussionen. Auch als es das eine ums andere Mal um Tierschutz ging.
Wer wie ich in der Landwirtschaft groß geworden ist, der entwickelt natürlich eine dementsprechende Einstellung und eigene, konforme Verhaltensmuster. Wobei es auch so ist, dass der soziale Druck im landwirtschaftlichen Bereich riesengroß ist. Vermutlich größer als in anderen Milieus. Wenn du dich nicht daran hältst, wirst du von anderen rasch darauf aufmerksam gemacht. Das hat so zu sein und keinesfalls anders. Ein moderner Hühnerstall etwa. Der muss jetzt über Käfige verfügen. Dieses Denken hatte natürlich auch ich verinnerlicht.
Darum habe ich auch die längste Zeit die Käfighaltung verteidigt, als mich Ingrids Freunde darauf ansprachen. Das wurde deshalb immer häufiger diskutiert. „Warum steckt ihr die Hühner in Käfige? Die Tiere leiden ja.“ Ich habe das anfangs oft auch sehr provokativ verteidigt: „Die Hühner merken das gar nicht. Ein Huhn hat einen zu kleinen Kopf, das weiß gar nicht mehr, was am Vortag passiert ist. Und wenn sie nicht glücklich wären, würden sie gar keine Eier legen.“ Diese üblichen Sprüche habe ich alle beherrscht. „Du spinnst“, bekam ich dann zu hören, „ein Huhn ist genauso wie du ein fühlendes Lebewesen, denk einmal darüber nach.“
Nach außen hin schmetterte ich diese Argumente weiterhin demonstrativ ab, innerlich begann es bei mir nach dem siebenten, achten Gespräch aber anders auszusehen. Ich war mir längst nicht mehr so sicher, ob das wirklich richtig war, was ich da scheinbar gleichgültig verteidigte.
Als Vollendung hat mir Ingrid dann eine Kohlestiftzeichnung geschenkt. Ein leidendes, mit dem Kopf nach unten hängendes Huhn. Da hast du den Schmerz bildlich gesehen. „Schau, so sehen wir deine Hühner!“ Ich tat zwar weiterhin, als sei ich davon nicht recht beeindruckt, trotzdem wusste ich ab dem Moment: Sollte ich doch einmal unseren Bauernhof daheim führen, dann sicher ohne Käfige! Weil mir klar war, dass ich selbst mit so etwas nicht leben möchte. Meine Cousine und ihre Freunde hatten Recht. Wer sehenden Auges einen Stall mit Käfighaltung betritt, erkennt das sofort als Katastrophe. Diesen Tieren fehlt es meines heutigen Erachtens an allem, was ihr Leben lebenswert machen könnte. Das ist ungefähr so, als würdest du zehn Menschen in eine kleine Liftkabine stecken. Ich bin Ingrid sehr dankbar für diese Erkenntnis. Seither weiß ich auch: Aus eingefahrenen Verhaltensmustern kommst du nur durch andere Leute mit anderen Ideen und Geisteshaltungen heraus.
Obwohl ich meinen Einsatz in manchen Fächern immer sehr genau abwog, verlief mein Studium durchaus erfolgreich. Beinahe hätte ich es auch abgeschlossen. Knapp vor dem Fertigwerden kamen mir aber meine Heirat und die plötzliche Verantwortung für eine kleine Familie dazwischen. Es gab nun andere Prioritäten. Geld musste ins Haus. So habe ich entgegen meinem ursprünglichen Vorhaben dann doch mit der Landwirtschaft begonnen, indem ich den elterlichen Bauernhof von meinem Vater in Pacht nahm.
Das zog gleich einmal eine Reihe von Fragen nach sich. Die wichtigste war: Was mache ich überhaupt? Hühner spielten bei diesen Überlegungen vorerst keine Rolle. Die wurden am Hof auch weiterhin von meiner Mutter betreut, ich habe ihr dabei nur geholfen, während mein Vater in der Zwischenzeit endlich seiner Leidenschaft für die Forstwirtschaft nachgehen konnte.
Ich setzte zuerst auf Getreidebau, baute Roggen und Weizen an, was aber nicht im gewünschten Ausmaße funktionierte. Vor Generationen, mit anderen Sorten, mag das noch anders gewesen sein. Da wurden auch bescheidenere Erträge akzeptiert. Aber heute verwenden wir ja von großen Zuchtfirmen entwickelte Getreidesorten, die statt 2.000 Kilogramm einen Hektarertrag von 10.000 Kilo ermöglichen. Wo du dem Boden natürlich entsprechend Stickstoff und anderes zufügen musst. Bei unserer Lage auf 800 Meter Höhe konnte ich mit den Erträgen nicht so ganz mithalten. Ich vermutete damals auch schon ganz richtig, dass wir im Flächenwidmungsplan bald als Grünlandbereich aufscheinen würden, was ebenso für eine Abkehr vom Acker- oder Getreidebau sprach.
In dieser Situation erinnerte ich mich wieder an meine wöchentlichen Warenwirtschaftsausflüge in die »Konsum«-Filiale in der Sieveringer Straße. Konkret an einen salzigen Schafkäse, den ich dort einmal probierte, weil er so etwas wie ein Modeprodukt und Verkaufsschlager zu sein schien. Schafkäse, in Salzlake eingelegt, importiert aus Griechenland. Ende der siebziger Jahre war das noch eine Sensation. So etwas kannten die Leute nur vom Griechischen Salat in der Pizzeria. Darum wollten sie das nun auch für den Salat zu Hause haben. Von daher wusste ich, dass es ein extrem nachgefragtes Nischenprodukt war, und weil ich vor kurzem gelesen hatte, dass einige Molkereien in meiner Gegend begonnen hatten, Schafmilchprodukte herzustellen, zählte ich rasch eins und eins zusammen. Ich schaffte mir eine sehr kleine Herde mit zehn Milchschafen an, belegte etliche Käserkurse – und legte los. Für meine Grünlandwirtschaft war das ideal.
Nachdem ich auch mit den Tieren einigermaßen umzugehen gelernt hatte, entwickelte sich die ursprüngliche Idee rasch weiter. Anfänglich schwebte mir noch vor, die Leute würden – so wie früher in der Sommerfrische – zu mir in die Glein kommen, um sich ihren Schafkäse und ihr Schafmilchjoghurt selbst abzuholen. Aber das tat niemand. Ich habe nach kurzer Zeit gemerkt, dass das nicht funktioniert und dass stattdessen ich zu den Leuten fahren muss. Aus dieser Überlegung heraus gründete ich kurzerhand gemeinsam mit anderen Landwirten aus der Umgebung einen Bauernmarkt in Knittelfeld. Derartiges war damals auch anderswo gang und gäbe. Ein finanzielles Fördersystem in der Landwirtschaft, so wie wir es heute kennen, gab es noch nicht. Die Landwirte mussten selbst schauen, wie sie über die Runden kamen. Dazu gehörten auch diese neuen Formen der Direktvermarktung. Und der Bauernmarkt in Knittelfeld lief tatsächlich gut an.
Was im Gegensatz nicht so gut lief, war der Abschluss meines BWL-Studiums. Den Plan, die fehlende Abschlussprüfung samt Diplomarbeit nebenbei noch erledigen zu können, musste ich leider bald für immer aufgeben. Meine Arbeitssituation sah schließlich so aus, dass ich alles selbst erledigte – von der Tierbetreuung bis zur Auslieferung, und das Verkaufspersonal war ich auch noch selbst. Die Büroarbeiten habe ich an einem Nachmittag in der Woche ebenfalls im Alleingang gemeistert. Als Belohnung für die vielen körperlichen Tätigkeiten – Schafe melken, Käse produzieren, Verkauf organisieren – kaufte ich mir dafür vom ersten übrig gebliebenen Geld gleich einen Computer. Dafür hatte ich seit meinem ersten Texas-Instruments-Taschenrechner in der Schulzeit eine große Leidenschaft.
Nicht umsonst hatte ich mir Informatik auch als Wahlfach für die erste Diplomprüfung im Studium ausgesucht. Warum ich das so gesondert erwähne: Weil mir das vernetzte Denken, das ich mir bei meinen ambitionierten Programmierversuchen angeeignet habe, später in vielen Bereichen hilfreich war. Wenn du dir nämlich ein Programm aufzeichnest, mit allen einzelnen Schritten, dann schult das deine Vorstellungskraft und den Sinn für Zusammenhänge ungemein. Was meine damalige Begeisterung über einen Computer mit 20-MB-Festplatte aus heutiger Sicht vielleicht besser erklärt.
Kurze Zeit später, 1988, war ich in der Lage, den Hof vollständig von meinen Eltern zu übernehmen. Statt zehn hatte ich dann auch schon 30 Milchschafe. Dafür reichte der Bauernmarkt in Knittelfeld aber nicht mehr aus. Darum versuchte ich, mit den Lebensmittelhändlern in der Umgebung ins Geschäft zu kommen. Ausgehend von dem Gedanken, dass regionale Produkte die Menschen doch ansprechen müssten. Dem war allerdings überhaupt nicht so. Begeisterte Abnehmer von »Toni’s Schafmilchjoghurt« fand ich hingegen in Graz.
Dort konnte ich auf Märkten so große Mengen absetzen, dass ich mit dem Produzieren kaum noch nachkam und sofort einen weiteren Schafstall bauen musste. Für 100 Milchschafe. Alles, was ich tat, war also immer mit der Konsequenz verbunden, mir noch mehr Arbeit aufzuhalsen. Das bewegte sich alles am Rande der Selbstausbeutung. Aber ich hatte die Kraft, es zu machen, und weil mir die Familie bei kleineren Arbeiten half, machte es auch Spaß. So betreute meine Mutter stets sehr sorgsam die kleinen Lämmer. Die bekamen von ihr die Milchflasche.