Matscho – mir reicht's!

Autor: Wolfgang Kubasta
Verlag: echomedia Buchverlag
Umfang: 152 Seiten

Kurzinformation zum Buch

Mit 6 Büchern hat Matscho bereits zugeschlagen - jetzt folgt sein 7. Streich. Die alltäglichen Erlebnisse eines gleichberechtigten Mannes beschreibt der Autor mit Humor und sanftem Zynismus und strapaziert so immer wieder aufs Neue das Zwerchfell seiner Leser.

Es reicht ihm nämlich! Ein wilder Rundumschlag gegen alles, was sich bewegt. Eine beinharte Abrechnung mit Emanzen und Feministinnen, mit Softies und Matschos, mit Singles, Paaren und Paarungen. Unter dem bewährten Matscho-Motto: So mancher möcht' ein Traummann sein - und bringt es nur zum Traummännlein!

Leseprobe aus »Matscho – mir reicht's!«

Vatikan und Muttikan

Kürzlich begegnete ich einer perfekt gebräunten Dame, die ihren Urlaub in Miami verbracht hatte. „Na, war’s schön in Florida?“, fragte ich. Die perfekt gebräunte Dame hob erstaunt ihre Augenbrauen. „Wie kommen Sie auf Florida“, sagte sie, „ich war in Amerika!“

Womit wir rasch und ohne große Umschweife beim heutigen Thema angelangt wären, welches da lautet: Die Leute werden immer blöder.

Mit angemessener Sorge beobachte ich ja schon seit geraumer Zeit, wie die Menschheit beinahe springflutartig von einem riesigen Wissensdefizit überschwemmt wird und wie die gute alte Allgemeinbildung zunehmend abnimmt. Die einzige Bildung, die überhaupt noch gefragt scheint, ist die Vermögensbildung.

Weil das so ist, wie ich es gerade in grellschwarzen Farben male, stellte ein deutscher Privatsender im Rahmen eines Gewinnspiels die Preisfrage: Wo wohnt der Papst: A) im Vatikan oder B) im Muttikan. Weitere Antwortmöglichkeiten, wie z. B. Pelikan oder Dschingis Khan, wurden nicht angeboten. Die wären wahrscheinlich zu verwirrend gewesen.

Der sehr kultivierte Leser wird jetzt natürlich vor so viel Albernheit entsetzt zurückprallen und sagen: Heute übertreibt er aber, der Matscho, diese einfältige Frage hat er ganz sicher selber erfunden! Hat er aber nicht, der Matscho – Sat 1 ist mir zuvorgekommen.

Immerhin war auf diese Weise mein kindischer Ehrgeiz geweckt, und ich nahm mir vor, ähnlich idiotische Fragen auszutüfteln. Zu diesem Behufe setzte ich mich auf eine den Geist beflügelnde Heurigenbank, und bereits nach fünf Stunden gebar ich: Wie nennt man eine Flusslandschaft – Au oder Weh? Darauf folgte: Wer entdeckte Amerika – Columbus oder sein Ei? Und schließlich gelang mir ein literarisch wertvoller Höhepunkt mit der Frage nach dem Autor des „Kleinen Prinzen“: Saint-Exupéry oder De Beukelaer?

Dermaßen gut ausgerüstet ging ich auf die Straße. Wie zu erwarten war, entschied sich die Mehrheit der von mir befragten Passanten für den beliebten Kekshersteller, worauf ich Halt und Trost suchend im Gasthaus ‚Zum Menschenfresser‘ einkehrte. Dort erwartete mich der Fremdwörter-Conny. Warum der so heißt, ist leicht erklärt: Erst kürzlich hat ihm sein Arzt einen zu hohen Cholesterinspiegel bescheinigt – daraufhin hat sich der Conny einen niedrigeren Allibert gekauft.

Weil der Fremdwörter-Conny also mit Fremdwörtern nichts anfangen kann, benützt er sie liebend gern. Das Haus, das er baut, ist eine einzige Syphilisarbeit, der Nachbarsohn hat ein Stupidium für die Unität, in seinen Ring hat sich der Conny die Genitalien eingravieren lassen, und mit der Meinung unseres Herrn Bundeskanzlers geht er soundso kondom. Als er sich schließlich darüber beschwerte, dass ihm seine verschwenderische Frau ein Loch ins Bidet reißt, hatte der Menschenfresser-Wirt endgültig genug. Er setzte unseren Tetanusqualen ein Ende und warf den Conny mit Bronchialgewalt aus dem Gasthaus hinaus.

Wieder daheim, leistete ich mir einen letzten Jux und drehte den ORF Sport auf. Der hat mir schon so manches geboten, u. a. die viel beachtete Übersetzungsleistung unseres wackeren Sportprofessors Seeger, welche da lautete: „Hermann Maier – alles oder nichts, rien ne va plus!“ Wie aufs Stichwort meldete sich auch prompt ein Reporterkollege, der angesichts einer traurigen Kickerdarbietung bedauernd feststellen musste: „Den Spielern fehlt noch die mangelnde Kondition.“

In diesem Moment dürfte dem guten Mann das mangelnde Hirn gefehlt haben. Sei’s drum: Nix wissen schafft Seelenfrieden.

Verbale Entlastung

Heute, sehr willkommene Lesergemeinde, wollen wir uns über so genannte Klischees unterhalten. Na, Sie wissen schon: Schotten sind geizig. Schlangen sind falsch. Maurer sind pünktlich. Und so.

Das Wunderbare an festgefrorenen Vorstellungen dieser Art ist ja, dass sie das Leben leichter machen. Sie ersparen einem das Denken. Außerdem hat man immer Recht: Die kleinen, unschuldigen Vorurteile werden brav von Generation zu Generation weitergereicht und erheben somit den Anspruch auf Wahrheit.

Auch Ihr sehr ergebener Autor ist ein Freund von Klischeebildern, und am meisten mag ich solche über Frauen, das bin ich mir als Matscho schuldig. Sehr gelungen finde ich beispielsweise: Frauen sind wankelmütig – wer eine Frau beim Wort nimmt, ist ein Sadist! Männlich herben Charme versprüht auch: Frauen sind putzsüchtig – solange der Nagellack nicht trocken ist, ist eine Frau wehrlos! Von schelmischem Witz durchpulst ist schließlich: Frauen sind unersättlich – ein Straßenräuber verlangt nur Geld oder Leben, Frauen wollen beides! Hähä.

Und damit ich’s nicht vergesse: Frauen sind – na, sagen wir: mitteilsam. „Ein Weib tut wenig, plaudert viel“, heißt es schon in Mozarts „Zauberflöte“, und dieser Satz rennt bei mir natürlich offene Türen ein. Ganz bewusst vermeide ich allerdings das – möglicherweise zutreffendere – Vokabel „schwatzhaft“, sonst heißt es wieder, ich gehe auf die Damen los. Also bleiben wir dabei: mitteilsam.

Schauen Sie, sehr geneigter Leser, ich weiß ja, wovon ich schweige, denn schließlich bin ich mit einem wahren Prachtexemplar weiblicher Eloquenz verheiratet. Anders ausgedrückt: Hätte ich nicht vor vielen, vielen Jahren begonnen, meine Matscho-Geschichten zu schreiben, wüsste kein Mensch, wie es mir geht, weil ich bei meiner Frau Gemahlin nicht zu Wort komme.

Allerdings bezeichnet sie ihr tagtägliches Bad im Redefluss nicht als simples Plappern, oh nein: SIE ENTLASTET MICH VERBAL!!! Diese geniale Formulierung hat mich zu einem meiner berühmten Kurzgedichte inspiriert, welches da lautet: Seit ich die Frau Matscho hab’ – bin ich still so wie ein Grab.

Haben wir liebe Freunde zu Gast, würde ich diese gerne gut unterhalten, z. B. mit der lustigen Geschichte, wie mein Sohn Matscho junior beinahe einen getrockneten Seestern gegessen hätte, weil er ihn für ein Weihnachtskeks gehalten hat. In Wirklichkeit sitze ich mit Zungenstarre und Stimmbandlähmung da wie ein Fleisch gewordener Witz ohne Worte. Denn kaum mache ich den Mund auf, sorgt meine Herzallerliebste augenblicklich für verbale Entlastung, weil sie Angst hat, ich könnte den Leuten den Appetit verderben. „Möchtest du leider etwas sagen oder bleibst du Gott sei Dank stumm?“, ist die elegante Tour, mich ruhigzustellen. „Halt die Luft an, können ruhig fünf Minuten sein!“, klingt schon etwas bedrohlicher. „Schweig oder ich bin Witwe!“, ist die Hardcore-Variante.

Aber es wäre nicht meine Frau Matscho, wenn die Sache nicht auch ihr 
Gutes hätte.

Kürzlich verabsäumte es ein ahnungsloser Verkehrsteilnehmer, meiner Göttergattin großräumig auszuweichen, worauf es schepperte – und zwar ordentlich! „Sie müssen schon entschuldigen ...“, setzte ich zu einer kühnen Verteidigungsrede an, aber da stand auch schon Miss Schumacher neben mir. „Du vertrittst meine Interessen am besten, indem du strenges Silentium hältst“, entlastete sie mich verbal, und danach erklärte sie dem verdutzten Herrn die Vorrangregeln aus ihrer ganz persönlichen Sicht.

Sie werden es nicht glauben: Morgen kauft uns der gute Mann ein neues Auto.

Kindermündliches

Der Matscho ist, wie die bestens informierte Lesergemeinde inzwischen weiß, ein großer Freund der Kinder. Und am meisten mag ich an den kleinen Bälgern ihren Mund. Den Kindermund.

Die Infantologie – eine ernst zu nehmende Wissenschaft, die ich soeben erfunden habe – kennt für die Herstellung einer kindermündlichen Wuchtel drei Grundvoraussetzungen, welche da lauten: naive Kreativität, brutale Ehrlichkeit und – man höre und staune – hohes Niveau.

Zu Letzterem lernen wir jetzt gleich meinen Volksschulkameraden kennen, den lieben Roman. Der liebe Roman war das Ergebnis einer konsequent vorgetragenen Bildungsoffensive seiner Eltern. Schon mit sechs Jahren wusste er, dass die Hauptstadt von Honduras Tegucigalpa heißt, und außerdem 
verwendete er exotische Vokabel wie z. B. „allüberall“, „insgeheim“ oder „grotesk“. Außerdem kannte der Roman keine Dialektworte. Er redete – nein, er äußerte sich – ausschließlich in der Schriftsprache. Wir Mitschüler sagten: Der Roman redet nach der Schreibe.

Es bot der kleine Held unserer Geschichte also allerhöchstes Niveau, nur beim Kicken war er, wie die meisten gescheiten Buben, grauenhaft unbegabt.


Anlässlich eines äußerst wichtigen Klassenmatches schoss er unserem Goalie ein Eigentor, worauf ich das zu ihm sagte, was man in solchen Fällen zu sagen pflegt, nämlich: „Du Trottel!“ Daraufhin kriegte der Roman vor lauter Zorn ein ganz rotes Gesicht und sprach – nein, äußerte sich: „Wenn du das noch einmal sagst“, äußerte er sich, „gebe ich dir eine ...“ In diesem Moment stellte sich dem armen Roman ein grausliches Dialektwort in die Quere, aber er fand rasch einen niveauvollen, schriftsprachlichen Ausweg: „... dann gebe ich dir eine WEITSCHE!“

Ehrlichkeit mag in der Politik eine schwere Behinderung sein, für den Kindermund ist sie ein wahrer Segen. Wir erleben daher in der nächsten Abteilung meine damals 4-jährige Tochter Matscholinchen, welche im Schwimmbad eine freundliche, sehr stark braungebrannte Dame kennenlernte.

Die Dame verbrachte ganz offensichtlich ihre gesamte Freizeit, wenn sie nicht gerade in der Sonne lag, im Solarium, und dementsprechend sah sie nicht nur sehr stark braungebrannt aus, sondern auch ein bisserl verknittert. Das Antlitz war von etlichen Runzeln durchfurcht – bei uns in Alt-Ottakring nennen wir so etwas liebevoll ein „Plisseerockerl-G’sicht“ – und auch die Hände zeigten einen Faltenwurf wie ein betagter Theatervorhang. Diese Hände streckte die freundliche Dame nunmehr meiner Tochter stolz entgegen. „Was siehst du, Mäderl?“ fragte sie in Erwartung eines Lobes ob der phantastischen Sonnenbräune. Worauf Matscholinchen, das wahrheitsliebendste Kind der Welt, in einem schönen, ganzen Satz antwortete: „ICH SEHE DIE HÄNDE EINER ALTEN FRAU!“

Für die naive Kreativität fühlte sich seit jeher mein Sohn Matscho junior zuständig, und ausgerechnet in der Kirche spielte dieses brave Kind Sonntag für Sonntag seine Hochform aus.

Einmal saß auf der Bank vor uns ein Herr mit Glatze und einem schönen Haarkranz drumherum ... Matscho junior betrachtete den Herrn aufmerksam und unüblich ruhig, was nichts Gutes verhieß. Und tatsächlich tönte in die verinnerlichte Stille der heiligen Wandlung plötzlich die Stimme meines Sohnes, und diese Stimme sprach – laut und deutlich, damit es auch sicher alle hören konnten: „Du, Papa, WARUM WÄCHST BEI DEM MANN DER KOPF DURCH DIE HAARE?!?!“

In diesem Moment erschien vor meinem geistigen Auge der liebe Gott. Es war der liebe Gott aber keineswegs böse, oh nein: Er freute sich. Er freute sich, dass er nicht nur ALLES erschaffen hatte, sondern zusätzlich auch noch den Kindermund.

Altern in Würde

Durch diese Matscho-Geschichte weht ein wenig der Herbstwind. Denn, liebe Leser: Alt ist Ihr sehr ergebener Autor zwar noch nicht. Aber schon ziemlich lange auf der Welt.

Lästermäuler behaupten: Mir braucht niemand mehr ein langes Leben wünschen – dieser Wunsch ist bereits in Erfüllung gegangen. Dennoch hat sich Ihr sehr ergebener Matscho, weil er ein Glückspilz ist, seine jugendliche Strahlkraft erhalten. Wenn ich mir da andere anschaue ...

Das Peinliche ist ja, dass die Leute nicht bemerken, wie sie ständig älter werden. Ich hingegen registriere alles, denn ich beobachte meine Mitmenschen ganz genau. Einfach furchtbar, wenn ich sehe, wie die Körperteile aus ihren Fugen geraten. Die Hände patzen beim Essen. Der Mund spuckt beim Reden. Die Haare welken zum Friedhofsblond. Mit dem Kreuz ist’s ein Kreuz. Und die Schritte werden zunehmend kürzer, wodurch man umhertrippelt wie Madame Butterfly höchstpersönlich.

Man ist also nicht wirklich fortschrittlich, dafür aber stark fortgeschritten. Einige lassen darob den Kopf hängen und fügen sich in ihr Schicksal, andere wieder reagieren mit bitterem Zynismus. Auf die Frage „Weißt, wer g’storben ist?“ geben sie die herzlose Antwort: „Mir ist jeder recht ...“

Schlimm ist auch, wie der Geist entgleist. Mein verwirrter Freund Mandi vergisst einfach alles, sogar die Schulden, die er bei mir hat. Der geht zum Telefon, und wenn er dort ist, weiß er nicht mehr, wen er anrufen wollte. Da kommt sich ein ewiger Jungspund wie unsereins regelrecht begnadet vor. Ich vergesse niemals etwas, außer es fällt mir momentan nicht ein. Oder das Gehör: Andere hören immer schlechter, ich hingegen drehe das Radio auf Höchstlautstärke und höre alles. Es werden aber nicht nur die Sinne schwächer, auch mit der Sinnlichkeit geht’s steil bergab. So mancher Geschlechtsgenosse traut sich gar nicht mehr, ein Weib anzubeten, vor lauter Angst, es könnte „ja“ sagen. Ich hingegen gehe frontal auf die Damenwelt zu, weil ich genau weiß: Die sagen eh verlässlich „nein“.

Gern zeige ich der Jugend, dass wir wilden Mittfünfziger noch lange nicht kalt sind, sondern cool. Erst gestern wieder habe ich im Schwimmbad drei feschen Badenixen imponiert. Und zwar ist mir vom Dreimeterbrett ein besonders eleganter Bauchfleck gelungen – da haben die Mädels nicht schlecht gestaunt, als ich überraschend wieder aufgetaucht bin!

Wichtig ist auch, dass man in Würde altert. Leider bringen das nur die wenigsten Altspatzen zusammen, weil sie mit zunehmenden Jahren kindisch werden. So kindisch werden sie, dass nicht einmal mehr Kinder mit ihnen spielen wollen. Mein seniler Freund Mandi ist besonders kindisch. Der leidet am grauen Star und glaubt tatsächlich, dass er deswegen bei Starmania auftreten darf. Da betreibe ich ein weit vernünftigeres Projekt: Ich bin gerade dabei, Tauben mit Papageien zu kreuzen. Der tiefere Sinn: Als Taube macht der Vogel den Leuten auf den Kopf – und als Papagei entschuldigt er sich dafür. Das ist nicht kindisch, sondern originell!

Die Natur sieht es zwar nicht zwingend vor, aber hin und wieder vergreisen auch junge Menschen vor der Zeit. Ein besonders tragischer Fall ist mein 
18-jähriger Sohn Matscho junior. Der hat vor einem halben Jahr noch brav Cola getrunken und wollte außerdem Mittelstürmer bei Real Madrid werden. Heute trinkt er am liebsten Blasentee und betreibt Schwangerschaftsgymnastik für werdende Männer. Als Extremsport aber schwebt ihm Canyoning im Wienfluss vor – das ist ungefähr so spannend wie Boccia und etwas weniger gefährlich als Pensionistenturnen.

In einem Alter, in dem die Midlife Crisis immer mehr zur Jugenderinnerung verkümmert, werden die Leute leider schwatzhaft. Ständig erzählen sie Sachen, die keinen Menschen interessieren, am allerwenigsten den, der sie sich anhören muss. Und immer wieder sind es die gleichen Geschichten – die Oldies wiederholen sich.

Das liegt daran, dass das Gedächtnis nachlässt und der Geist entgleist. Mein verwirrter Freund Mandi beispielsweise vergisst einfach alles, sogar die Schulden, die er bei mir hat. Der geht zum Telefon, und wenn er dort ist, weiß er nicht mehr, ...

... was ich sagen wollte.

Kaufen bei Amazon

Zurück zu Büchern Humor & Unterhaltung