Wer liegt da unter meinem Bett
Autor: Chris Lohner
Verlag: echomedia Buchverlag
Umfang: 168 Seiten
Kurzinformation zum Buch
Amüsante, lustige und skurrile Episoden aus einem mehr als abwechslungsreichen Leben: Chris Lohner gewährt in ihrem neuen Buch einen sehr persönlichen Blick in ihren turbulenten Alltag. Frech, witzig und treffsicher kommentiert sie Erlebtes und Beobachtetes.
PS: Die Geschichten in diesem Buch sind nicht erfunden und jede Ähnlichkeit mit realen Personen ist durchaus Absicht!
Nein, hier wird noch nicht verraten, wer da unter Chris Lohners Bett liegt. Doch die Erfolgsautorin verrät in diesem Buch einiges über ihr turbulentes Leben. Geschichten und „Gschichterln“ hat Chris Lohner viele erlebt, die interessantesten und amüsantesten hat sie zu Papier gebracht. Entstanden ist eine Sammlung köstlicher Anekdoten, humorvoller Erlebnisse und ungewöhnlicher Begegnungen. Berührende Momente aus dem Leben einer außer-gewöhnlichen Frau.
Mit diesem Potpourri ihrer ganz persönlichen Geschichten bietet Chris Lohner ihrer großen Fangemeinde eine unterhaltsame Lektüre, die zum Schmunzeln und zum Nachdenken anregt – und einmal mehr beweist, wie wichtig Humor ist. In allen erdenklichen Lebenslagen …
Leseprobe aus »Wer liegt da unter meinem Bett«
Anderer Länder, andere Sitten
Was Österreich und Deutschland betrifft, so hat Karl Kraus angeblich einmal gesagt: „Das Einzige, was uns trennt, ist die gemeinsame Sprache.“ Manche behaupten ja, er habe damit nur die Juristensprache in den beiden Ländern gemeint. Na, wie auch immer.
Ein ähnliches Problem haben wir Österreicher zweifellos auch mit dem Deutsch der Schweizer; vermutlich trifft das auch umgekehrt zu. Und ich war keineswegs eine Ausnahme in meinen Anfängen als Fotomodell in Zürich. Streckenweise habe ich kein Wort verstanden, aber mit der Zeit habe ich mich „eingehört“ und sogar selbst auch ein wenig Schwyzerdütsch gesprochen. War ja auch wirklich dringend notwendig, denn ich hatte die Absicht, in Zürich zu bleiben. Im Gegensatz zu einem bösen Spruch, der damals kursierte – Zürich sei zwar doppelt so groß wie der Zentralfriedhof, aber nur halb so lustig! –, gefiel mir die Stadt sehr. Na ja, wir haben ja immer einen Spruch auf den Lippen, wenn es um andere geht.
Ich fand auch bald eine winzige Wohnung im sogenannten Niederdorf, damals das absolute Künstlerviertel der Stadt.
Ich hatte mich rasch eingelebt. Meine neue Agentin konnte mich gut „verkaufen“, war ich doch ein neues Gesicht in der Branche. Mit der Zeit hatte ich auch schon einige Freunde gefunden und konnte mich auch in verschiedenen anderen Sprachen üben. Zürich war damals ein absolutes Zentrum für die deutschen Ausgaben diverser internationaler Modejournale. Und es war in der Branche fast jede nur denkbare Nationalität vertreten. Selbstverständlich auch genug „Einheimische“. Meistens wurde in den Fotostudios Schweizerdeutsch gesprochen, gelegentlich Französisch oder Englisch.
Eines Abends, nach einer langen Fotosession, saß ich zusammen mit meiner Agentin, einigen Werbeleuten, Models und Fotografen bei einem Abendessen in unserem Stammlokal Malatesta, einem Italiener. Wir waren eine sehr lustige Runde, bequatschten dieses und jenes und hatten jede Menge Spaß.
Irgendwann kam die Rede auf die weibliche Schönheit und das, was man dafür tun kann. Schönheitsoperationen waren damals kaum ein Thema und es gab auch nicht die Möglichkeiten, die es heute gibt, sich die Wunschfigur oder das Wunschgesicht schnitzen zu lassen. Obwohl die Zeit, von der ich erzähle, keine 100 Jahre her ist. Es war auch damals noch nicht möglich, mit Hilfe von Fotoshop jemanden auf einem Foto schlanker, größer und vollkommen anders aussehen zu lassen.
Wir Models mussten eben einfach gut aussehen. Punkt. Daran gab es nichts zu ändern. Und man musste auf sich schauen.
Irgendwann erwähnte ich, dass ich jeden Morgen meinen ganzen Körper bürste. Hausrezept. Funktioniert bestens. Großartig, ganz toll.
Plötzlich schien es mir, als würden sich alle für mein morgendliches Bürsten besonders interessieren. „Erzähl doch mal, wie machst du das?“
„Na, ich beginne bei den Beinen, arbeite mich in kreisenden Bewegungen langsam hoch. Dann ist der Bauch dran, der Popo usw. Das macht eine schöne Haut und regt den Kreislauf an. Das mache ich täglich. Ich bürste täglich und das tut mir gut. Solltet ihr auch mal probieren.“
Ich hielt quasi ein begeistertes Plädoyer für mein, ach so simples, Schönheitsrezept.
Die ganze Runde schien sich darüber köstlich zu amüsieren, ja, sie alle konnten sich vor Lachen kaum halten und haben mich immer wieder prustend vor Lachen gefragt, wie oft und wann ich das mache.
Und das wurde mir langsam zu blöd. „Was gibt es denn da zu lachen? Was, um Himmels willen, ist denn daran so komisch? Ihr seid wirklich alle ziemlich dämlich!“
Da zupfte mich meine Agentin, die kichernd neben mir saß, am Ärmel und flüsterte mir ins Ohr: „Bevor du weiterredest: Wir in der Schweiz sagen im Dialekt dem Vögeln ,bürsten‘, nur zu deiner Information.“
Ich habe nie wieder in der Schweiz mein harmloses morgendliches Ritual erwähnt.
Ich verabschiede mich
Als es in Österreich noch Fernsehsprecherinnen gab, war der Freitagabend im ORF der Abend des Nachtkinos. Das ist ja heute nicht mehr der Fall. Heute ist alles anders, weil es erstens eine weitaus vielfältigere Fernsehlandschaft gibt und zweitens meistens nonstop gesendet wird.
Also, zu meiner Zeit als Fernsehsprecherin war nach dem Nachtfilm auch der Sendeabend zu Ende und die Sprecherin verabschiedete sich von der Fernsehgemeinschaft und wünschte allen noch eine gute Nacht. Und zwar sowohl im ersten Programm als auch im zweiten, aber halt zu verschiedenen Zeiten und natürlich live.
Ich hatte da für mich einen ganz bestimmten Standardsatz, mit dem ich die Nation zu Bett schickte.
„Meine Damen und Herren! FS 1“ – so hieß das damals – „hat nun sein Programm beendet. Ich verabschiede mich jetzt von Ihnen. Auf Wiedersehen und gute Nacht!“
Na ja, und denselben Satz gab’s dann auch für FS 2. Die Reihenfolge wechselte ständig – je nachdem, welches Programm zuerst zu Ende war.
An jenem gewissen Freitag, von dem ich hier erzähle, war FS 1 zuerst dran und knapp danach auch schon FS 2.
Ich wollte es kurz machen, habe meine gewohnte Verabschiedung dementsprechend verkürzt und verkündete strahlend: „Meine Damen und Herren! FS 1 hat sein Programm beendet. Ich verabschiede mich auf Ihnen. Gute Nacht!“
Ich hatte schon das Gefühl, dass da irgendetwas nicht ganz richtig war, und wollte über die Gegensprechanlage von meinem Sendeleiter wissen, was es denn gewesen sei.
Er antwortete lachend: „Du hast dich auf Ihnen verabschiedet! Also, sei so gut und verabschiede dich bei FS 2 so wie immer.“
Na bitte, das war doch selbstverständlich. Man kann sich ja auch einmal versprechen.
Nun, kurz darauf war’s dann so weit. Auch in FS 2 war das Programm zu Ende und damit begann mein letzter Auftritt – mit den Worten:
„Meine Damen und Herren! Auch FS 2 hat nun sein Programm beendet. Ich verabschiede mich auf Ihnen …“
Und ab da war’s aus! Ich konnte vor lauter Lachen nicht mehr weiterreden. Der „Fehlerteufel“ hatte mich voll im Griff. Denn es ist eine alte Fernsehweisheit: Ein Versprecher kommt selten allein.
Achten Sie mal drauf. Wenn sich jemand live verspricht, kann man mit Sicherheit annehmen, dass kurz darauf der zweite Versprecher kommt.Aber was soll’s. Wir sind ja alle nur Menschen. Nobody is perfect! Gott sei Dank.
In meinem Fall hatte die Geschichte noch ein „Nachspiel“. Als ich am nächsten Tag den Fernsehintendanten Teddy Podgorski zufällig auf dem Weg in den Schminkraum traf, sagte er lachend: „Sag mal, kannst du dich nicht einmal auf mir verabschieden?“
Karel Gott und ich
Ein berühmter österreichischer Kabarettist, der leider nicht mehr lebt, hat sich im Radio einmal folgenden Scherz erlaubt, der mich bis heute begleitet! Im Dialog mit einem Kollegen stellte er die Frage, was wohl passieren würde, wenn Chris Lohner sich mit dem tschechischen Sänger Karel Gott vermählte?
Na, was denn?
Sie würde dann Chris Gott heißen! Hahahahahaha!
Na gut. Karikaturen und Witze, die über einen gemacht werden, sind wie kleine Denkmäler. Also durchaus eine Ehre, wenn ich mal so sagen darf.
Auch heute noch werde ich hin und wieder gefragt, ob ich denn um diese Geschichte wüsste. Ich weiß!
Aber nicht nur das. Die Sache hatte ein Nachspiel!
Als ich noch als Moderatorin von 3sat zwischen Wien und Mainz pendelte, rief eines Tages beim ZDF, wo 3sat stattfindet, ein Redakteur eines Magazins bei mir an: „Ich habe gehört, dass Sie Karel Gott heiraten, und ich möchte mir die Exklusivrechte für die Hochzeit sichern. Was verlangen Sie?“
„Wie bitte? Welche Hochzeit?“
„Ich sehe ein, Sie wollen noch nicht darüber reden. Aber man spricht in eingeweihten Kreisen bereits davon, dass Sie beide demnächst heiraten werden.“
„Also, bitte! Das war doch nur ein Scherz eines österreichischen Kabarettisten. Ich heirate Karel Gott nicht.“
„Ich habe volles Verständnis, dass Sie in aller Stille heiraten wollen, aber die Branche spricht ohnehin davon, und es wird sich nicht vermeiden lassen, dass Termin und Ort bekannt werden. Ich habe die Vollmacht, auf Ihre finanziellen Wünsche für die Exklusivstory einzugehen. Also bitte, sagen Sie, was Sie sich vorstellen – und dann können wir weiterreden.“
Der Mann am anderen Ende der Leitung war von einer sagenhaften Sturheit, und ich konnte ihn nicht davon überzeugen, dass die ganze Sache einfach nur ein verbaler Scherz war.
Er ließ nicht locker und so blieb mir nichts anderes übrig, als seinem Drängen nachzugeben und auf seine Forderung nach Auskunft einzugehen.
Und so sagte ich: „Ich bitte um Verständnis, aber ich kann ohne Karel, meinen Verlobten, keine Entscheidung treffen. Er hat das nicht gern. Wir besprechen alles gemeinsam und treffen auch unsere Entscheidungen gemeinsam. Wir freuen uns natürlich auch schon sehr auf dieses große Ereignis, wollten aber eigentlich keine Presse dabeihaben. Ich kann Ihnen nur raten, Karel anzurufen und die Sache mit ihm zu besprechen. Aber ich denke, Sie werden nicht viel Glück haben!“
„Vielen Dank! Ich werde Karel Gott sagen, dass ich schon mit Ihnen gesprochen habe. Mal sehen. Sie hören auf jeden Fall noch von mir. Alles Gute!“
Na ja, und das war das Letzte, was ich von diesem Herrn gehört habe.
Und Karel? Er ist mir bis jetzt noch nie begegnet! Aber wer weiß? Eines Tages …